Ein FSJ in Ghana Folge 10: Ernährung

Ein FSJ in Ghana Folge 10: Ernährung

Abends helfe ich immer beim Abwasch – anfangs war es ein bisschen ungewohnt, kaltes Wasser zu verwenden und die feste Seife in dem netzartigen Schwamm zu verteilen, bis es schäumt.

Da ich inzwischen wohl die meisten ghanaischen Gerichte kennenlernen durfte, Essen offiziell als meine „Passion“ anerkannt wurde und meine Hüfte zwei Inches mehr misst, ist es höchste Zeit für einen Eintrag über Ernährung!

Die Grundzutaten

Yam schmeckt ein bisschen wie Kartoffeln, ein bisschen wie Maronen. Zur Zubereitung wird er geschält, wonach die Haut ein bisschen juckt und dann entweder frittiert, gekocht oder gegrillt. Wird der gekochte Yam anschließend mit einem Holzstab gestampft, entsteht ein fester Brei (Fufu). Alternativ kann der Yam aber auch zu Mpotompoto verarbeitet werden, was auf Englisch Yam Porridge heißt und auf Deutsch wohl eher mit Kartoffelstampf vergleichbar ist. In Norden gibt es zudem noch das lokale Gericht Wasawasa, was zwar mehr wie dunkle Linsen als wie Yam aussieht und schmeckt, aber mit Pepper sehr lecker ist.

Kochbananen können ebenfalls frittiert oder gegrillt gegessen werden. Besonders lecker schmecken die süßen Plantain mit Bohneneintopf oder Reis.

Hier versuche ich, Fufu in Form zu bringen und Faustina lacht mich dabei aus.

Die deutsche Reiszubereitung hieße hier wohl Plain rice. Plain rice wird entweder so gegessen, mit Gemüse zu Fried rice angebraten oder (absichtlich) überkocht und zu Rice balls geformt. Ist der Reis mit Öl gekocht, erhält man sogenannten Baby rice, wird er hingegen direkt in der Soße gekocht, wird er zu Jollof rice – es gibt übrigens einen ernsthaften Wettstreit zwischen dem ghanaischem und nigerianischem Jollof. Neben Jollof ist Waakye meist das einzige Gericht, in dem nicht der importierte Jasminreis, sondern der in Ghana angebaute dunklere Reis verwendet wird. Waakye heißt auch Rice&Beans und hält eigentlich ziemlich genau, was der Name verspricht.

Außerdem gibt es Spaghetti und natürlich Indomie, die Fertignudeln, die mit Gemüse, Gewürzen und Ei angebraten werden.

Eine weitere elementare Grundzutat ist Mehl aus Mais, Cassava oder Hirse. Morgens ist zum Beipiel Koko sehr beliebt, welcher auch Porridge heißt (das deutsche Verständnis von Porridge ist wohl wesentlich beschränkter). Hierfür wird langsam Mehl und Gewürze in kochendes Wasser eingerührt, bis ein dünner Brei entsteht. Diesen schöpfen Verkäufer*innen am Straßenrand aus großen Töpfen und fügen nach Bedarf noch Zucker und Kondensmilch hinzu. Ein weiteres beliebtes Frühstück ist süßes Weizenbrot mit Schwarztee, wobei der Tee aufgrund der Menge an Zucker und Kondensmilch als eigenständige Mahlzeit gilt.

Indomie ist nicht nur der Name des Gerichts, sondern auch der indonesischen Marke, und das Logo ziert zahlreiche Geschäfte und eingängige Werbespots.

Ganz ähnlich zu Koko wird auch TZ hergestellt; Tizet ist eigentlich eine Abkürzung für tuo zaafi in Hausa für „heiß gerührt“ und dementsprechend wird an dem Punk, wo man fertigen Koko hätte, noch jede Menge mehr Mehl hinzugefügt und unter Muskelwachstum verrührt. Das Gleiche gilt für Banku, nur dass das Maismehl hier zuvor fermentiert wird. Ich habe zudem gelernt, dass gen Süden das Tizet immer seltener ist und zunehmend von Kenkey aus ebenfalls fermentiertem Maismehl abgelöst wird.

Auch wenn die Beilage meiner Erfahrung nach im Mittelpunkt steht, gehört zu jedem Gericht auch eine Soße: Der scharfe Dip heißt Pepper, die Soße je nach Konsistenz Stew oder Soup. Geheimnisse aller Soßen sind die lange Kochzeit, Maggi und Fleisch und/ oder Fisch. Leider gestaltet es sich relativ schwierig, auf tierische Nahrungsmittel zu verzichten, als eigentlich-Vegetarierin nehme ich zumindest die offensichtlichen Stücke heraus. Auch wenn durchaus variiert wird, sind den Beilagen im Allgemeinen bestimmte Soßen zugeordnet: Dies sind unter anderem Light soup, Fresh oder Dried okro soup, Kpamnut soup und – mein persönlicher Favourit – Groundnut soup.

Rund ums Essen

Diese Hauptmahlzeiten sind natürlich lange nicht vollständig, aber bilden glaube ich ein relativ realistisches Bild der nordghanaischen Küche ab: Insgesamt sehr kalorien- und fettreich. Entsprechend lange halten die Mahlzeiten auch an – meine meisten Bekannten machen Uhrzeit und Menge des nächsten Essens daher hauptsächlich vom Hunger abhängig.

Das ist Kelewele: Kleingeschnittene Plantain werden mit scharfen Gewürzen frittiert.

Ich habe zudem gelernt, dass es möglich ist, so gut wie alles mit der (rechten!) Hand zu essen. Besteck ist zwar auch immer verfügbar, aber insbesondere bei Fufu und den Mehlspeisen ist es notwendig, ein Gefühl für den Brei zu haben. Mehr Schwierigkeiten hatte ich daher damit, dass ebendiese Mahlzeiten vor dem Schlucken möglichst nicht gekaut werden. Das war zum einen sehr ungewohnt für mich, zum anderen bin ich mir sicher, dass ich mich irgendwann an einer Fischgräte verschlucke…

Die Zutaten für alles gibt es auf den insgesamt zwei Märkten in der Innenstadt, weiter außerhalb sind dann eher einzelne Obststände oder kleine Supermärkte (ohne frische Nahrungsmittel) zu finden. Außerdem gibt es in Tamale einen Melcom, eine große Supermarktkette mit Haushaltswaren, Elektroartikeln und europäischeren Produkten. Da habe ich zum Beispiel Weizenmehl gefunden, welches sich schon für Plätzchen und Brownies, Spätzle und Zwiebelkuchen nützlich erwiesen hat. Meistens ist aber wie gesagt sowieso alles auf dem Markt zu finden, zumal die Anzahl an Grundzutaten auch relativ überschaubar ist.

Wer es sich leisten kann, findet in der Stadt zudem an jeder Ecke Früchte oder Fastfood für Zwischendurch. Das Fastfood ist meistens frittiert, sei es Brot (Bofrot), Bohnenmehl mit Gewürzen (Koose) oder Kelewele. Lecker sind auch geröstete Erdnüsse direkt aus der Tüte oder die sogenannten Chips, welche glaube ich aus frittiertem Mehl bestehen.

Im November war Papaja-Saison und wir konnten fast täglich mit einem Stock eine reife Frucht herunterholen.

Am liebsten esse ich aber die Früchte, denn wo in Deutschland bekommt man schon frische Ananas, Papaja (Pawpaw) oder Kokosnuss? Und gerade gibt es auch Avocados auf dem Markt und die erste Mangosaison des Jahres fängt an…

Meine Partner:    weltwärts      bezev e.V.     Norsaac

 

Gefällt Ihnen diese Seite?

Bitte bewerten Sie uns!

Durchschnitt 4.8 / 5. Bewertungen: 6

✉ Beitrag per Email versenden

Auch interessant: