Ein FSJ in Ghana Folge 14: Projektarbeit

Ein FSJ in Ghana Folge 14: Projektarbeit

Die Teilnehmerinnen waren aktiv dabei und erhielten am Ende Binden.

Es ist inzwischen wieder eine ganze Weile her, dass ich von meiner Einsatzstelle NORSAAC erzählt habe und seitdem ist so Einiges passiert; nach der eher allgemeinen Einführung im vergangenen Beitrag möchte ich heute ausführlicher von einem Programm berichten, das ich zu Beginn des Jahres ziemlich eng begleiten durfte.

Very Young Adolescents (VYA)

Das Programm heißt „Very Young Adolescents“ und läuft mit finanzieller Förderung der britischen Stiftung Empower seit dem Jahr 2012 in Nordghana. Dem Namen entsprechend sind sehr junge Jugendliche die Zielgruppe, genauer gesagt Mädchen im Alter von neun bis 14 Jahren.

Die Teilnehmerinnen sollen durch das Programm nicht nur Wissen vermittelt bekommen, sondern auch ihr Selbstbewusstsein steigern und Visionen erhalten – mit dem Ziel, so langfristig sexistische Gesellschaftsstrukturen aufzubrechen und Armut zu reduzieren. Dafür besprechen sie in angeleiteten Safe-spaces ganz verschiedene Themen rund um Pubertät, Geschlechterrollen und reproduktive Gesundheit.

Ich selbst war bei den Themen Menstruation und Repräsentation von Frauen involviert und bereitete dafür im Januar nach Absprache mit den zuständigen Mitarbeitenden bei NORSAAC entsprechende Flipcharts vor. Anfang Februar trafen die finanziellen Mittel für Transportkosten und Anschaffung von Binden ein, wodurch wir mit der Implementation in zwei Distrikten beginnen konnten (Distrikte sind mit deutschen Wahl- oder Landkreisen vergleichbar).

„On field“ in Karaga

Mein Kollege Hamza und ich halten den Workshop zusammen.

Mein Kollege Hamza organisierte, dass ich ihn bei der Projektdurchführung im Distrikt Karaga begleiten konnte. Hier unterhält NORSAAC ein weiteres Büro, welches von Hamza geleitet wird. Allerdings ist Karaga über zwei Stunden von Tamale entfernt, weshalb ich hier zum ersten Mal für eine ganze Woche am Stück „on field“ arbeitete.

Wir erreichten Karaga am Montag, den 07. Februar, in bereits anbrechender Dunkelheit und Hamza zeigte mir das Büro, in welchem wir auch den Dienstagvormittag verbrachten. Da viele der Projektteilnehmerinnen noch zur Schule gehen, konnten wir uns erst nach dem Mittagessen auf den Weg zu den angedachten zwei Communities machen. Hier hatten die Ansprechpersonen bereits die rund 15 Jugendlichen im Zentrum der Community versammelt und wir begannen pünktlich mit dem Projekt – da ich mit den Folien am besten vertraut war, durfte ich sogar den Workshop halten, Hamza übersetzte und ergänzte dabei immer.

Einführend betrachteten wir die Verteilung an Führungspositionen, oder besser gesagt die massive Unterrepräsentation von Frauen in machtvollen Positionen weltweit. Diese zeigt sich auch im ghanaischen Parlament oder auf lokaler Ebene in Communities und Schulen, wie die Teilnehmerinnen erzählten: so ist der Schulsprecher in den meisten Fällen männlich, Schülerinnen hingegen übernehmen eher assistierende Rollen. Gemeinsam sammelten wir Gründe für diese ungleiche Verteilung, darunter gesellschaftliche Faktoren wie fehlende Rollenbilder oder unterschiedliche Bildungschancen. Die daraus resultierende Unterrepräsentation von Frauen bedeutet unter anderem, dass weibliche Perspektiven in Entscheidungsprozessen kaum Berechtigung finden.

Die Teilnehmerinnen nannten immer wieder fehlendes Selbstbewusstsein als Grund für weibliche Unterrepräsentation und bezogen sich damit auf den ungleichen Sozialisierungsprozess von Jungs und Mädchen. Daher ging es im Workshop auch um die Stärkung des Selbstvertrauens: In Partnerinnenarbeit sagten sich die Jugendlichen gegenseitig, was die jeweils andere für eine Führungsrolle auszeichnet.

Hier übertrage ich die Präsentation auf Flipcharts.

Außerdem sprachen wir auch über Menstruation und wiederholten dafür zunächst den Menstruationszyklus. Danach erzählten die Teilnehmerinnen von gesellschaftlichen Tabus, von (Unterleibs-) Schmerzen, von Krankheitssymptomen wie Schäche, Appetitlosigkeit oder Fieber und von Stimmungsschwankungen. Zudem thematisierten wir die Bedeutung von Menstruationshygiene, passend dazu erhielten alle Jugendlichen am Ende ein Paket an Binden.

Der Workshop dauerte etwa eine gute Stunde und wir wiederholten ihn am Mittwoch und Donnerstag in jeweils drei weiteren Communities. Auch wenn wir die Inhalte somit acht Mal wiederholten, blieb die Arbeit mit den teils sehr unterschiedlichen Gruppen spannend und wir passten den Workshop zunehmend an. Die praktische und menschen-nahe Arbeit gefiel mir sehr, abends fühlte ich mich durch die langen Fahrten, das viele Reden und die brennende Sonne allerdings auch ziemlich müde. Trotzdem war der Tag damit noch nicht vorbei: Im Hostel angekommen kümmerte ich mich entweder um meine staubige Wäsche, oder füllte den Projektbericht aus. Hamza und ich ließen die Abende aber immer gemütlich beim gemeinsamen Abendessen ausklingen, bei dem wir uns über die großen Unterschiede zwischen der Metropole Tamale und dem dörflichen Karaga unterhielten, über Religion, über den Brexit, über seinen kürzlichen Umzug und über Vieles mehr…

Für alle Wege verwendeten wir das Motorrad, aufgrund der Trockenzeit waren die Feldwege zu den Communities ziemlich staubig.

So sieht exemplarisch eine Projektimplementation bei NORSAAC aus, wobei VYA nur eines von knapp 25 unterschiedlichen Programmen der Organisation ist. Diese Programme verfolgen dabei unterschiedliche Strategien für nachhaltiges Empowerment, unter anderem mittels ökonomischer Chancen, Gesundheitsvorsorge oder Bildung – mehr dazu gibt es auch in meinem Beitrag „Die Einsatzstelle NORSAAC„.   Ich hoffe jedenfalls, euch demnächst wieder so ausführlich von einem Projekt berichten zu können!

Meine Partner:    weltwärts      bezev e.V.     Norsaac

 

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