Ein FSJ in Ghana Folge 24: Besuch von Zuhause II

Ein FSJ in Ghana Folge 24: Besuch von Zuhause II

Meine Eltern, Schwester und ich im Kakum Nationalpark

Im letzten Beitrag „Besuch von Zuhause I“ habe ich bereits begonnen, von dem Besuch meiner Familie und unserer gemeinsamen Reise durch Ghana zu berichten. Allerdings haben wir so viel gesehen und gelernt, dass das ganze zwei Bolgeinträge füllen könnte. Deshalb hier: Besuch von Zuhause II!

Kumasi

Kumasi ist die zweitgrößte Stadt Ghanas und Hauptstadt des Königreiches der Ashanti. Wir besuchten unter anderem das Prempeh II Jubilee Museum, welches eine kleine Kopie des Palasts des Ashantikönigs Asantehene ist. Hier sind unter anderem der unechte Goldene Stuhl aufbewahrt: Das Original ist aus purem Gold und wurde dem ersten Asantehene im 18. Jahrhundert durch den höchsten Gott Nyame der Asante gesendet. Danach diente der Goldene Stuhl dem König als Staatsinsignie und Thron, inzwischen wird er jedoch nur noch alle fünf Jahre herausgebracht.

Während der Kolonialzeit gab es einige Kämpfe zwischen den Briten und den Asante. Bei ihrem Sieg 1900 forderten die Briten die Aushändigung des kostbaren, heiligen Goldenen Stuhls. Stattdessen erhielten sie jedoch einen goldbeschichteten Messingstuhl, den sie erst nach Ende der Kolonialzeit zurückgaben – allerdings nur die Messingversion, das Gold wurde vorsorglich entfernt.

Auf dem Adinkra-Symbol sind zwei Krokodile abgebildet, die um Nahrung konkurrieren, obwohl sie sich ihren Magen teilen. Es bedeutet so viel wie „Unity in Diversity“

Auch sonst begegneten wir in Kumasi ganz viel Geschichte, unter anderem in Form der Adinkra-Symbolen. Das Symbol „Gye Nyame“ (Gott allein) ist beinahe inflationär in ganz Ghana verbreitet, mir hat insbesondere „Funtumfunefu Denkyemfunefu“ (Unity in Diversity) gefallen.

Das Asante-Königreich ist außerdem für die Webkunst Kente berühmt. Der Legende nach geht sie auf die Spinne Ananse, eine manipulative Sagenfigur der Asante, zurück. Seinem Spinnennetz nachempfunden begannen Weber, kunstvolle Stoffe (zunächst nur für die königliche Familie) zu entwerfen. Jedes der rund eintausend Muster hat mitsamt Farbgebung eine eigene Bedeutung.

Nahe bei Kumasi befindet sich der Bosomtwe-See, ein großer Krater, der durch einen Meteoriteneinschlag vor gut einer Millionen Jahren entstand. Um ein bisschen Entspannung zu bekommen, wollten wir einen Ausflug um den See machen. Dieser misst jedoch acht Kilometer im Durchmesser und somit wurde unsere Wanderung etwas anstrengender als geplant. Wir gaben (an unterschiedlichen Stellen) schließlich auf, dennoch genossen wir unseren Ausflug in Kakao- und Kochbananen-Plantagen sehr!

Kakao

Das Muster dieser Stoffbahn bedeutet „Peace and Harmony“, die Farbe grün steht für Vegetation. Um einen Stoff zu erhalten, werden mehrere dieser Bahnen zusammengenäht.

Später lernten wir übringens auch noch mehr über die Kakaofrucht: Der Kakao fand seinen Weg 1879 nach Ghana über das Westafrikanische Land Guinea, beziehungsweise über den Händler Tetteh Quarshie. Aus damals einer einzigen Bohne entwickelte sich Ghana zum zweitgrößten Kakaoexporteur weltweit. Der Anbau ist daher streng geregelt; Landwirt*innen verkaufen ihre Ernte zum Festpreis an den Staat, der die Verarbeitung und den Verkauf ins Ausland regelt.

Kakao wird hier in zwei Saisons geerntet, wobei eine reife Kakaofrucht gelb ist. Die Hülle ähnelt einem Rugbyball und nachdem sie quer aufgeschnitten ist, werden die Bohnen auf Bananenblättern ausgebreitet (alternativ zutzelt man wie wir das süße, weiße Fruchtfleisch um die Bohnen herum ab). Die Bohnen fermentieren für ein paar Tage zwischen den Blättern, bevor sie sonnengeröstet und anschliessend gemahlen werden.

Der Kakaobaum hat neben Kakao und -butter noch viele weitere Verwendungen: Die oben beschriebene Hülle wird getrocknet und gemahlen zu sogenannter Blacksoap verarbeitet, die besonders gut gegen Hautverunreinigungen helfen soll. Aus den Blättern wird eine Suppe speziell für Wöchnerinnen gekocht, die Wurzeln helfen gegen Husten und andere Immunbeschwerden.

So sind Elefanten aus geschätzt 30 Metern Entfernung noch eindrucksvoller.

Mole und Larabanga

Auf unserer Reise in den Norden planten wir einen zweitägigen Stopp im Mole-Nationalpark ein. Zuvor wurden wir jedoch vorgewarnt: in der aktuellen Regenzeit sei es schwieriger, viele Tiere zu sehen. Die warme, feuchte Luft roch nach Pfefferminze und zunächst liefen wir an einem „Wait a Minute“-Baum vorbei, die diesen Namen aufgrund Dornen tragen. Relativ schnell trafen wir jedoch auf mehrere männliche Elefantenherden, die sich ihren Weg durch das Unterholz frassen oder das kühle Wasserloch genossen.

 

 

Auch beim Bau hatte Ayuba Hilfe durch Allah: Mit den schwarzen Stäben markierte der Gläubige, wie weit er an einem Tag selbst gebaut hatte. Am nächsten Tag fand er jedoch eine höhere Mauer. Der Baobab-Baum wächst auf Ayubas Grab.

Nahe am Mole Nationalpark befindet sich auch die älteste Moschee des Landes. Die sechshundert Jahre alte Larabanga-Moschee wurde von dem islamischen Händler Ayuba gegründet, der beim sogenannten „Mystic Stone“ einschlief. Dieser Stein wurde mehrfach bewegt und zerstört, kehrte jedoch immer wieder unversehrt an diese Stelle zurück. Im Traum erhielt der Gläubige eine Vision: Er solle eine Moschee an einer Stelle bauen, die er durch einen Speerwurf finden würde.

Tamale

Unsere letzten Tage verbrachten wir in Tamale – dank der relativ wenigen Sehenswürdigkeiten waren das jedoch recht entspannte Tage. Am meisten gefiel uns die neue Ausstellung im Museum mit moderner Kunst (Folge 15: In Tamale und um Tamale und um Tamale herum). Endlich konnte ich meine Familie aber auch zur Arbeit und nach Hause mitnehmen!

Nach drei anstrengenden, aber schönen Wochen stand dann auch schon wieder der Abschied für weitere acht Monate an; aber obwohl ich zuhause jetzt noch ein bisschen mehr vermisse, gehe ich gut gerüstet mit neuem Haarschnitt und Schokoladenvorrat in die Verlängerung.

Meine Partner:    weltwärts      bezev e.V.     Norsaac

 

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