Ein FSJ in Ghana Folge 26: Inflation in Ghana

Ein FSJ in Ghana Folge 26: Inflation in Ghana

Garri ist geraspelte und getrocknete Cassava. Es gilt als vergleichsweise günstiges Lebensmittel und kann zum Beispiel mit Zucker, Wasser und Erdnüssen gegessen werden.

„Sobald zwei Menschen zusammenkommen, reden sie über Energie“. So oder so ähnlich versuchen mir Menschen zuhause die aktuelle Situation in Deutschland zu erklären. An Diskussionen über Preise, Inflation und Arbeit möchte ich mich gerne mit einem kleinen Überblick aus Ghana anschließen. Da ich mich selbst mit der ghanaischen Wirtschaft jedoch nicht gut auskenne, habe ich meinen Freund Samuel zu seiner Sicht auf die wirtschaftliche Situation in Ghana interviewt.

Steigende Preise

Fast täglich begegne ich dem Satz „Ghana is getting hot.“ Das bezieht sich jedoch weniger auf das Wetter als vielmehr auf die Wirtschaft. Beziehungsweise eine deutlich spürbare Inflation von 33.9 Prozent (August 2022). 

„[The inflation] affects everything, everything”, meint Samuel. „If they charge credit on your phone, two seconds, it’s gone. […] The price of Garri has gone away from 10 Cedi to 16 Cedi. The 6 Cedi that you were using to buy Groundnut and Pure Water before has now entered Garri. Do you now say that you don’t use Groundnut again, and sugar? […] The inflation has affected so many people, and there is no implement in salaries.”

Die hohe Inflation lässt sich zu großen Teilen darauf zurückführen, dass die ghanaische Währung Cedi im Wechselkurs zum Dollar ständig an Wert verliert und sich seit meiner Ankunft vor einem Jahr fast halbiert hat (Wechselkurs Mitte Oktober 2021: 1:6,0. Wechselkurs Mitte Oktober 2022: 1:10,5). Um den Cedi zu stabilisieren, ist die ghanaische Regierung aktuell in Gesprächen mit dem Internationalen Währungsfond.

Dieser Werteverlust betrifft Ghana so stark, weil es den Großteil seiner Güter importiert; von Basmatireis über Weizen bis hin zu Pink Lady-Äpfel. Die steigenden Preise auf dem Weltmarkt betreffen das Land daher umso mehr, zudem es selbst nur wenig Gestaltungsmacht in der globalen Wirtschaft hat. 

Anschaulich wird das zum Beispiel daran, dass Ghana der zweitgrößte Kakaoexporteur weltweit ist, allerdings kaum Produktion im Inland besitzt und Schokolade als teures Luxusgut importieren muss. Fast ironisch spricht Samuel von Ghanas Ressourcenreichtum: „All the golds, the natural resources they are shipping out, the mining they are using to get money, all those things  – what are they using it for?” Er selbst führt es auf Geldgier und Korruption zurück. Viele andere beklagen sich darüber, dass Land in großem Maßstab an China verkauft wird.

Dieser Fluss war vor wenigen Jahren noch klar; nachdem das Land jedoch ans Ausland verkauft wurde, verunreinigt der Goldabbau das Wasser.

Da Ghana seinen Bedarf an Erdöl nicht komplett aus eigenen Ressourcen decken kann, bezieht es zusätzlich Öl aus Nigeria; auch hier steigen die Preise und im Vergleich zum vergangenen Jahr hat sicher der Literpreis Benzin auf 14.35 Cedi (Stad Mittel Oktober) mehr als verdoppelt. Auch in der heimischen Landwirtschaft machen sich steigende Preise für konventionelle Düngemittel bemerkbar: „The implement of fertilizer to a very high level actually affected so many farmers. And most farmers, too, are used to chemical fertilizers. That is why most of them are scared to use organic for the first time. So, most people did not go into farming at all this year.” Eine weitere Schwierigkeit war die starke Trockenheit zur Saatzeit – oder anders ausgedrückt: „the way God dried this year is different.“ Dies würde sich zusätzlich auf die inländische Inflation auswirken.

Arbeitsmarkt

Offiziell beziffert der Ghana Statistical Service die Arbeitslosenquote für 2022 auf 13,4 Prozent. Insbesondere junge Menschen finden häufig keine Anstellung, selbst nach abgeschlossenem Studium. „Some people are also there, they like to work but they don’t have the opportunity or the connection to work”, meint Samuel. 

Er selbst ist ebenfalls nicht angestellt: „I’m an entrepreneur, I do network marketing. It’s a business of my own self.” Davor habe er jedoch Arbeiten verschiedener Art gemacht, zuletzt sei er in einer Aluminiumfabrik angestellt gewesen. Zurück ins Anstellungsverhältnis möchte er jedoch wie viele andere nicht: „One thing you should know is that nobody can pay your worth, you see. And the second reason is, I don’t like bowing down for people: ‘Yes, Sir. Yes, Sir. Yes, Sir.‘ I want to own something for myself. And the third one is, I don’t like being dependent on somebody. […] ‘Cause when you work with people, not everybody wants your growth.”

“In this life, if you don’t sell you cannot excel. […] Money is in the market, not where you are sitting; […] In this same inflation people are building homes, people are buying cars, people are doing big things with big money. In this same inflation, whiles some people are crying. So, you should check it, what they are doing is different.” Er geht dabei auf Talente ein, und auf Kreativität. Darauf, dass praktisch erlerntes Wissen wichtiger sei als Schulwissen: „Now, you studied economics in school and you are employed to re-arrange broom. Just imagine. […] How does it correlate with your CV? […] Do you want to speak English to those things to arrange?”

International

Samuel

Seine Einstellung gegenüber Arbeit führt Samuel zu großen Teilen auf seine nigerianische Herkunft zurück: „Ghana economy is somehow better than Nigeria – […] they used the resources somehow, not all, but they tried their best. […] At least they do roads, they give them light, you see. Nigeria is a dark country.” Die Bürger*innen seien daher auf sich selbst angewiesen und müssten bereits jung anfangen zu arbeiten, „like at young age going to farm, at young age hustling for themselves to lift the weight from their parents.“ Er würde sich jedenfalls wünschen, dass Politiker*innen Gelder aus dem Ressourcenexport nutzen würden, um die Inflation auszugleichen. „Nigeria too, things are now expensive. […] Now a bag of rice is close to 35.000 Naira. It times it times 100, you see.”

Beide Länder sind Mitglieder der Economic Community of West African States (ECOWAS); insbesondere Ghana gilt als stabilisierende Wirtschaftsmacht in Westafrika mit einem hohen Maß an Sicherheit, Freiheit und Demokratie. Allerdings sind die Länder, wie schon oben beschrieben, vom Weltmarkt abhängig. Wie genau unser Wirtschaften zuhause zur wirtschaftlichen Situation hier beiträgt, möchte ich in einem anderen Beitrag näher betrachten. 

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