Ein FSJ in Ghana Folge 8: Zwischen Essen und Essen

Ein FSJ in Ghana Folge 8: Zwischen Essen und Essen

Obwohl Bolgatanga nur ein paar Kilometer weiter nördlich ist, sind die Unterschiede in Landschaft und Klima erstaunlich… Hier ein Ausblick auf die Savanne, die häufig auch schon verkohlt von kleinen Feuern ist.

Ich habe mich sehr über eure Weihnachtsgrüße gefreut und hoffe, ihr konntet eingekuschelt auf dem Sofa mit einem guten Buch und Massen an Plätzchen eine schöne Zeit verbringen. Bevor ich euch jedoch von meiner Weihnachtszeit erzähle, erst einmal noch ein kleiner Bericht zu meinem Ausflug nach Bolgatanga.

Bolgatanga

Seit meiner Ankunft in Tamale bin ich tatsächlich noch gar nicht gereist, dementsprechend aufgeregt war ich dann auch vor Beginn unseres Arbeits-Teambuilding-Ausflugs mit meiner Einsatzstelle. Dafür ist das gesamte Büro am 18. Dezember für fünf Tage nach Bolgatanga, die regionale Hauptstadt der Upper East Region, gefahren.

Meine eigene Anreise am 19. Dezember lief folgendermaßen ab: In Tamale bin ich zur Fernbushaltestelle für Bolga gegangen und habe nach dem Bezahlen noch kurz im Auto gewartet, bis alle Plätze besetzt waren. Aufgrund von Geschwindigkeitsbegrenzungen und regelmäßiger Bodenwellen ist reisen in Ghana für gewöhnlich langsamer als in Deutschland, und so haben wir für die etwa 160 Kilometer knapp vier Stunden gebraucht. Dabei habe ich dann die Gipsy Kings gehört und mich sehr nach Sommerurlaub gefühlt.

Morgens haben wir immer „trainiert“, was bei uns Laien in Sportanzügen doch schon sehr lustig war.

In Bolga selbst musste ich dann zum Hotel nur noch eines der Tricycles nehmen, die in Tamale Yellow Yellwo heißen, und kam pünktlich zum Mittagessen an. Die Unterkunft war sehr luxuriös, was laut dem anderen Praktikanten Habib gleichzeitig Wertschätzung und Ansporn für die Mitarbeitenden sein soll. Und ich muss auch zugeben, dass ich das gemischt ghanaische und internationale Essen sehr genossen habe: ich konnte Pizzaschnecken, Rosinenbrötchen und vor allem tellerweise Obst und Gemüse essen!

Die meiste Zeit haben wir dann im Konferenzraum verbracht, wo wir einerseits Rückblicke und Feedbackrunden zum vergangenen Arbeitsjahr hatten und andererseits die Programme und Finanzen für das kommende Jahr besprochen haben. Außerdem waren auch workshop-ähnliche Einheiten zu Genderkonzepten oder internen Abläufen dabei. So konnte ich insgesamt einen sehr umfangreichen Einblick in die Strukturen und Projekte von meiner Einsatzstelle bekommen – besonders interessant fand ich die Vorstellung der fast 25 Programme und als wir die Aktivitäten zum 20-jährigen Jubiläum nächstes Jahr geplant haben.

Das Hotel war sehr luxuriös mit Pool, grünem Rasen und warmer Dusche.

Obwohl wir sehr viel Zeit mit Arbeiten verbracht haben, waren auch Einheiten zum Spaß haben und besseren Kennenlernen eingeplant. So sind wir jeden Morgen um 5.30 Uhr mit einer Stunde Sport in den Tag gestartet und haben meist mit Spielen spät abends geendet (ich habe auch endlich das ghanaische Spiel Oware kennengelernt). Vor unserer Heimfahrt sind wir dann zuerst zum Crocodile Pond, auch als Paga bekannt, gefahren. Hier locken Arbeiter die im See lebenden Krokodile aus dem Wasser und Besucher*innen können dann Fotos mit ihnen aufnehmen. Einiges interessanter fand ich allerdings unseren Besuch an der Grenze zu Burkina Faso, die wir sogar kurz überqueren durften. Nach all den Erlebnissen und dem Schlafmangel war ich aber auch froh, als ich dann abends in das bekannte Tamale zurückgekommen bin.

Weihnachten

Dieses Jahr wurde mir auf jeden Fall bewusst, wie viele Traditionen es in Deutschland rund um Weihnachten gibt – und auch, wie stressig die Zeit manchmal sein kann. In Ghana wird Weihnachten hingegen erst am 25. Dezember gefeiert – auf ein paar Traditionen wollte ich aber dann doch nicht verzichten:

Am 24. Dezember habe ich Plätzchen an meine Freund*innen verteilt.

Angefangen hat alles mit dem Weihnachtspaket, das ich im November zusammengestellt und abgeschickt habe (so früh war ich noch nie mit Geschenken). Sehr gefreut habe ich mich auch über das Paket gefüllt mit Süßigkeiten und „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“, das kurz darauf bei mir ankam.

Zudem konnte ich endlich den Adventskalender auspacken, den ich aus Deutschland mitgebracht habe und dann gewissenhaft jeden Tag geöffnet habe. Am 05. Dezember habe ich abends natürlich meine Schuhe geputzt und auch die Haushilfe Faustina hat ihre FlipFlops rausgestellt, weshalb wir am nächsten Morgen – Überraschung – Besuch vom Nikolaus hatten. Apropos Süßigkeiten: Da meine Gastfamilie einen Ofen besitzt, konnte ich sogar Plätzchen backen! Das hat mittelmäßig geklappt, denn den Puderzucker habe ich selbst gemahlen und im Gasofen habe ich natürlich erst einmal alles verbrennen lassen. Das konnte ich aber abkratzen und mit Schokolade überdecken, dadurch ist das nur noch kaum aufgefallen…

Am 24. Dezember habe ich mich mit meinen Freund*innen aus Tamale getroffen, die sich alle sehr über die Plätzchen gefreut haben, und mir selbst habe ich Nudeln mit Bolognese gegönnt. Nach diesem sehr schönen Tag habe ich abends ins 30 Grad kältere Deutschland telefoniert und mich gefreut zu sehen, dass zuhause alles so schön gewohnt abläuft.

Und auch meine Familie hat Geschenke bekommen; hier packt mein Gastbruder Emmanuel gerade eine Packung Haribo aus.

Das richtige ghanaische Weihnachten begann dann allerdings erst am 25. Dezember: Dafür haben wir uns alle für die Kirche schick gemacht (in der leider kaum Weihnachtslieder gesungen wurden) und sind danach zur älteren Schwester meines Gastvaters gefahren, die eine Feier mit massenhaft leckerem Essen vorbereitet hat. Am Tag darauf haben wir die Feier dann bei uns zuhause wiederholt, die Vorbereitungen von Suppe, Reisgerichten, Salat sowie Drinks und Snacks haben schon Tage zuvor begonnen. Und insofern sind die Kernelemente von Weihnachten in Deutschland und Ghana ja gar nicht so verschieden, oder (siehe Titel)?

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