Ein FSJ in Ghana Folge 11: Verkehr

Ein FSJ in Ghana Folge 11: Verkehr

Viele Fahrzeuge tragen Motivations- oder Glaubenssprüche

So ungewohnt und teilweise auch überfordernd der Verkehr in Tamale für mich anfangs war, so elementarer Bestandteil meines Alltags ist er inzwischen. Als charakteristischer Teil dieser Stadt gehört ihm deshalb auf jeden Fall ein Beitrag in meinem Blog.

Yellow Yellows in Tamale

Die Großstadt Tamale hilft durch ihren Aufbau all den Menschen, die häufig orientierungslos sind: Der Stadtkern ähnelt einer acht aus Einbahnstraßen, von welchen sternförmig Straßen in alle Richtungen führen.

Dieser Aufbau ist auch im öffentlichen Verkehr praktisch – wer nicht gerade über das in der Regel teurere „dropping“ direkt von A nach B fährt, steigt nämlich so gut wie immer über den Stadtkern um. Hier gibt es an jeder Kreuzung, die vom Zentrum abgeht, eine Yellow Yellow-Station. Die Yellow Yellows, rikscha-ähnliche Tricycles, werden monatlich gewartet und tragen eine eigene Nummer. Mit eben dieser Nummer haben sich die Fahrer (bislang habe ich ausschließlich männliche Fahrer gesehen) an einer der Stationen im Stadtkern registriert und fahren hauptsächlich in dieser Richtung. Die Preise sind in Abhängigkeit zur Distanz ebenfalls festgelegt – da die Benzinpreise im Land derzeit regelmäßig ansteigen, rechnen viele auch mit einer Erhöhung der Regelsätze im öffentlichen Verkehr. Schon mehrfach stand im Raum, dass die Yellow Yellow-Fahrer dafür streiken werden, denn trotz der genannten Regelungen arbeiten die meisten Fahrer meines Wissens nach selbstständig.

Doch wie funktioniert der öffentliche Verkehr?

Erste Möglichkeit: Du befindest dich in der Stadt. Bei dieser Variante musst du lediglich zur richtigen Station finden oder dich alternativ durchfragen. An der Station angekommen empfangen dich die Fahrer mit der Frage „Where are you going?“ oder alternativ auf Dagbani: „A ka chanma?“ Darauf antwortest du dann mit dem Namen des Ortsteils, in den du möchtest, denn die Abzweigungen der großen, sternförmigen Hauptstraßen sind nach den Ortsteilen benannt. Die Fahrer werden dich daraufhin zu einem der Yellow Yellows führen, wo du wartest, bis auf der Rückbank drei Passagier*innen dieses Ortsteils sitzen. Und dann geht es auch schon los, meist etwa mit 30 Kilometer pro Stunde und gelegentlich mit Musik.

Zweite Möglichkeit: Du befindest dich irgendwo, aber nicht im Zentrum. Bei dieser Variante kommt es sehr darauf an, wo du zu welcher Tageszeit hinmöchtest, aber du musst zumindest ein bisschen mehr Glück haben. Dafür stellst du dich an den Straßenrand und signalisierst anfahrenden Yellow Yellows, dass du zusteigen möchtest. Die Fahrer selbst suchen während der Fahrt nämlich immer nach weiteren Mitfahrenden, die entweder hinten auffüllen oder sich neben den Fahrer setzen. Sobald ein Fahrzeug hält, gibst du deinen Ortsteil an – entweder es liegt auf dem Weg oder du musst das nächste Auto anhalten beziehungsweise kannst nur für eine Teilstrecke zusteigen. Zum Verlassen sagst du lediglich kurz vor deiner Kreuzung („junction“) Bescheid, machst einen Schulterblick, steigst aus und bezahlst.

Abdulai

Da ich selbst aber keine Expertin in diesem Thema bin, habe ich meinen guten Freund und Yellow Yellow-Fahrer Abdulai gefragt, wie er zum Fahren kam und welche Herausforderungen beziehungsweise positive Aspekte für ihn zum Fahren gehören. Den Text habe ich unverändert aus einer Sprachdatei abgeschrieben, leider musste ich aber ein bisschen kürzen (wodurch ich Schwerpunkte setze, die wiederum durch meine eigene Perspektive geprägt sind):

„[…] I’ve experienced a lot since I started driving the tricycle in 2019. After completing of Senior High School I decided to engage myself in any activities that would help me, when I’m ready to go for tertiary education, so I decided to tell the brother, who bought the the tricycle for me […].

There was a time that I qualified maybe to use it in town, move from areas to areas, from villages, town to particular villages.

I really enjoyed working with the tricycle, it was through the tricycle that I’ve got to know many people, […] like if not because of the tricycle I wouldn’t have met them in my life and those people have positively impacted me […].

For the challenges we face during doing like almost two or two to three years using the tricycle it’s really, very difficult at times. In Tamale precisely the fuel prices increasing really affects us. Like when I started using the tricycle in 2019 we used to buy fuel per liter 3 Cedis, 3 Cedis 50 Pesewas. So at that time you could just buy 20 Ghana Cedis in your tricycle, you work the whole day without even, I mean adding any additional fuel. So at that time the work was just improving.

But since, after the pandemic occurred fuel prices have been increased for currently as I speak it’s almost 7 Cedis 50 Pesewas per liter. So increasing the fuel really affects us […].“

Allgemein

Inzwischen schaffe ich es auch, ohne Festhalten zu fahren – das ist auch ein gutes Training für Bauch, Beine und Po.

Vergleiche zu anderen Metropolen sind mir bisher kaum möglich, aber es scheint mir, als sei der Verkehr in Tamale irgendwie kleiner: Was in Accra Trotros sind, das sind hier die Yellow Yellows, und die PKWs sind Motorräder. Auch Abdulai betont den Vorteil, dass die kleineren Fahrzeuge sich selbst bei hoher Verkehrsdichte überall in der Stadt bewegen können.

Das spart Zeit und Sprit – ein Motorrad hält in der Regel nicht häufiger als Finger an einer Hand sind. Trotzdem sind die Straßen oft voll und als Fußgängerin warte ich gelegentlich fast so lange wie an einer deutschen Fahrradampel: „[…] So movement within town sometimes is very difficult, and there are specific days, when you consider Sundays, Mondays and especially on Tamale market days the road is very, very busy during that period. And also within the day the busiest part of it is after 4 pm to 6 pm, passengers, traders, workers are all in hurry, I mean, trying to go to their houses. So at that time if you don’t take time, like if you are not careful when driving, you, you, you may cause accident because motor riders, cars, those tricycles we are all in a hurry […].“

Jedenfalls bin ich gespannt auf den neuen Highway über Tamales Zentrum, dessen Baustellen den innerstädtischen Verkehr ziemlich beeinträchtigen und der aber wohl bald fertiggestellt sein wird!

Meine Partner:    weltwärts      bezev e.V.     Norsaac

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