
In über 320.000 Unternehmen des Einzelhandels mit über 460.000 Filialen arbeiten mehr als 3,5 Millionen Beschäftige und erzielen einen Umsatz von fast 580 Mr. €. Rund jeder dritte privat ausgegebene € landet damit in den Kassen des Einzelhandels.
Der Einzelhandel präsentiert sich den Kunden und Verbrauchern mit einem breiten, laufend erneuerten Warenangebot. Diese Waren – die Spanne reicht von modischen Artikeln (z. B. Bekleidung, Schuhe) über Glas, Porzellan, Keramik sowie Schmuck und Kosmetika, technischen Gebrauchsgütern einschließlich Unterhaltungs- und Kommunikationselektronik, Lebensmitteln und Möbeln/Küchen bis hin zu Heimwerkerbedarf – werden von Fachgeschäften, Discountern, SB-Warenhäusern, Supermärkten, Warenhäusern, Kaufhäusern, Verbrauchermärkten, Boutiquen, Versandhäusern und Online-Händlern angeboten, präsentiert und verkauft.
Sowohl multinationale Konzerne als auch familiengeführte Fachgeschäfte prägen den Einzelhandel in Deutschland. Die Spanne reicht
Dies zeigt: Sowohl als Selbstständiger wie auch als Angestellter kann man/frau Karriere im Handel machen, gerade auch durch berufliche Ausbildung und anschließende Fortbildung. Immerhin rund 80 % der Führungskräfte des Einzelhandels haben ihre Karriere in der Berufsausbildung gestartet.
Ein altes Sprichwort besagt, dass nichts so beständig ist wie der Wandel im Handel. Dieser Wandel offenbart sich in vielfältigen Dimensionen:
Der Handel bietet immer wieder neue Herausforderungen: Er hält für all diese Anforderungen und Einsatzbereiche interessante, moderne Ausbildungsberufe und Karrierewege für ehrgeizige, leistungsorientierte und teamorientierte junge Leute bereit.
Der Einzelhandel
Die tarifliche Wochenarbeitszeit beträgt zumeist 37,5 Stunden – auch wenn die Geschäfte bis zu 80 Stunden in der Woche geöffnet haben können. Dies bedeutet, dass es für die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen im Einzelhandel während der Woche zum Teil beträchtliche Freizeitblöcke und flexibel zu gestaltende Arbeitszeiten gibt.
Es gibt zum Teil erhebliche Zuschläge zum Gehalt bei Arbeit während der sog. Spätöffnung (Montag bis Freitag von 18.30 Uhr bis 20.00 Uhr, an Samstagen nach 14.30 Uhr), an Sonn- und Feiertagen, bei Arbeit während der Nacht und bei Mehrarbeit.
Der Einzelhandel bietet sehr gute Chancen auf flexible Arbeitszeitgestaltung und Teilzeitarbeit und somit auch auf Umsetzung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf.
Neben Weihnachtsgeld und Urlaubsgeld gibt es häufig auch Leistungszulagen, Prämien oder Provisionen; zudem gibt es tarifvertraglich vereinbarte Regelungen zur Vermögensbildung und Altersvorsorge.
Arbeit im Stehen, bei künstlichem Licht, in klimatisierten Räumen – klar, das kommt vor. Es ist aber weit weniger schlimm, als manchmal behauptet wird.
Qualifizierung wird groß geschrieben im Einzelhandel. Über 150.000 Auszubildende und intensive Weiterbildungsleistungen der Unternehmen und der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen unterstreichen dies. Und bei den vielfältigen Wandlungsprozessen im Einzelhandel muss es auch so sein, dass lebensbegleitendes Lernen hohe Bedeutung hat.
Grundlage für jede Karriere im Einzelhandel ist eine gute Ausbildung – entweder in einem der Ausbildungsberufe des dualen Ausbildungssystems oder in einem handelsorientierten Studiengang. Auch wenn aufgrund der zunehmenden Komplexität der Handelsprozesse und der wachsenden Internationalisierung vieler Handelsunternehmen der Akademikeranteil im Handel steigt, gilt nach wie vor, dass die praktische Berufserfahrung, die fundierte Kenntnis der Aufgaben am Point of Sale unerlässlich sind, um eine Karriere im Handel zu starten. Daher gehört der Handel nach wie vor zu den Wirtschaftsbereichen, in denen das Wort von der „Karriere mit Lehre“ absolut zutrifft: Viele Führungskräfte bis in die ganz hohen Positionen hinein und natürlich viele selbstständige Händler haben ihre Berufslaufbahn mit einer fundierten Berufsausbildung und anschließender Fortbildung im Handel begonnen.
Beruf | Abschlüsse* | Männeranteil |
Kaufmann für Büromanagement | 26.823 | 27,8 % |
Kaufmann im Einzelhandel | 22.764 | 51,3 % |
Verkäufer | 22.212 | 48,9 % |
Fachinformatiker | 16.440 | 91,8 % |
Kaufmann im Groß- und Außenhandel | 13.137 | 61,3 % |
Fachkraft für Lagerlogistik | 10.653 | 88,4 % |
Koch | 8.205 | 78,6 % |
Fachlagerist | 6.207 | 91,5 % |
Automobilkaufmann | 5.316 | 62,8 % |
Fachverkäufer im Lebensmittelhandwerk | 5.241 | 24,8 % |
Kaufmann im E-Commerce | 1.596 | 62,6 % |
Fachmann für Systemgastronomie | 1.512 | 56,4 % |
Drogist | 1.257 | 6,4 % |
Informatikkaufmann | 1.053 | 85,9 % |
Florist | 975 | 6,9 % |
Fachkraft für Möbel-, Küchen- und Umzugsservice | 588 | 99,1 % |
Gestalter für visuelles Marketing | 492 | 10,8 % |
Buchhändler | 477 | 16,6 % |
Kosmetiker | 366 | 1,1 % |
Bodenleger | 255 | 97,6 % |
Fahrradmonteur | 249 | 92,4 % |
Tankwart | 51 | 86,5 % |
Fotomedienfachmann | 48 | 36,2 % |
Musikfachhändler | 18 | 58,8 % |
* neue Ausbildungsverträge 2019 in allen Branchen
Die wichtigsten Ausbildungsberufe des Einzelhandels sind Kaufmann im Einzelhandel und Verkäufer. Fast 3/4 aller Auszubildenden erlernen diese beiden Berufe. Sie bereiten auf die vielfältigen Fach- und Führungsaufgaben in den Vertriebsbereichen vor. Verkauf und Kundenberatung, Anwendung und Auswertung von Warenwirtschaftssystemen, Warenpräsentation, Marketingaktivitäten, Wareneingang, Weiterentwicklung der Warensortimente, Kaufmännische Steuerung und Kontrolle sind wesentliche Handlungsbereiche für Verkäufer und Kaufleute im Einzelhandel. Beide Ausbildungsberufe sowie Berufspraxis bilden die wichtigste Voraussetzung für die Weiterbildung in den beiden zentralen Fortbildungsberufen des Einzelhandels – Geprüfte/r Handelsfachwirt/-in und Geprüfte/r Fachwirt/-in für Vertrieb im Einzelhandel).
Die beiden Kernberufe des Einzelhandels Kaufmann im Einzelhandel und Verkäufer belegen erneut die Spitzenplätze beim Angebot an Ausbildungsstellen.
Das zeigen die aktuellen Zahlen der Bundesagentur für Arbeit (BA) für das Berichtsjahr 2019/2020 zum Stichtag 30. September. Am häufigsten waren demnach mit rund 36.000 Ausbildungsangeboten Stellen für angehende Kaufleute im Einzelhandel gemeldet. Auf Platz zwei rangiert der Beruf der Verkäufer/Verkäuferin mit über 25.000 angebotenen Ausbildungsstellen. Mit diesen beiden Berufen stellt der Einzelhandel insgesamt 11,4 % aller angebotenen Ausbildungsstellen in Deutschland und verzeichnet damit ein Plus von einem Prozent im Vergleich zum vorherigen Berichtsjahr. Einen Zuwachs melden auch die sogenannten Abiturientenprogramme des Handels mit über 10.100 angebotenen Stellen, das steht für ein Plus von vier Prozent.
(zwischen den unterschiedlichen Unternehmenstypen und -größen gibt es Abweichungen hinsichtlich der Bezeichnungen und Hierarchiestufen)
Der Einzelhandel bietet leistungsorientierten jungen Leuten mit Hochschulreife sehr interessante Ausbildungswege an, die eine besonders interessante Alternative zum Hochschulstudium darstellen:
Innerhalb von zweieinhalb bis drei Jahren kann man so ergänzend zum Ausbildungsabschluss und zur AEVO-Prüfung in einem einzigen Bildungsgang bereits auch den Fortbildungsabschluss als wichtige Eintrittskarte für Führungspositionen im Einzelhandel erwerben.
Zumeist wird folgender Ablauf des Qualifizierungsprozesses gewählt: Betrieb und Lernende/r schließen einen (Fortbildungs-)Vertrag; die Qualifizierung erfolgt parallel und inhaltlich abgestimmt im Betrieb und in einem Bildungszentrum des Handels (Blockseminare in homogenen Lerngruppen); nach knapp 2 Jahren wird die Ausbildungsabschlussprüfung (zum/zur Kaufmann/Kauffrau im Einzelhandel) vor der IHK abgelegt; nach weiteren ca. 3 – 5 Monaten erfolgt die AEVO-Prüfung, die unerlässlich für alle ist, die Führungspositionen im Handel ausüben bzw. ein Unternehmen gründen und anschließend verantwortlich ausbilden wollen. Und nach drei Jahren geht es bereits zur Fortbildungsprüfung. Nach bestandener Prüfung hat man/frau bereits einen sehr wichtigen Schritt zur Karriere getan: Es folgt zumeist die „Substitutenposition“; danach geht es über den Abteilungs- oder Marktleiter weiter aufwärts. Und mit rund 25 Jahren bezieht man/frau ein sehr ordentliches Jahresgehalt und übt einen spannenden und verantwortungsvollen Beruf aus.
Zahlreiche Handelsunternehmen kooperieren auch mit Berufsakademien – in Baden-Württemberg zum Beispiel umbenannt in duale Hochschule – und Fachhochschulen, um in Bachelorstudiengängen Führungsnachwuchskräfte auszubilden. Ein sechs- bis achtsemestriges Studium wird im dualen Studium mit einer betrieblich-praxisorientierten Ausbildung kombiniert. Und für eine größer werdende Zahl an Arbeitsplätzen im Handel ist auch ein betriebswirtschaftliches Hochschulstudium zum Bachelor (an einer Universität oder Fachhochschule) besonders hilfreich.
Für keinen der Berufe im dualen Ausbildungssystem ist ein bestimmter Mindest-Schulabschluss vorgegeben: Jeder Ausbildungsberuf steht bei entsprechender Eignung grundsätzlich sämtlichen Schulabgängern offen. Dennoch haben sich gewisse Schwerpunkte herausgebildet: Die Anforderungen der Berufe und die Wünsche von Betrieben wie Jugendlichen haben Einfluss. In den zentralen Einzelhandelsberufen Kaufmann im Einzelhandel und Verkäufer werden vorwiegend Realschulabsolventen und Hauptschulabgänger ausgebildet. Wer den Hauptschulabschluss nicht geschafft hat, hat nur in Ausnahmefällen eine Chance auf einen Ausbildungsplatz im Einzelhandel.
Kaufmann/Kauffrau im Einzelhandel | |
ohne Hauptschulabschluss | 2,5 % |
Hauptschulabschluss | 28,0 % |
Realschul- oder vergleichbarer Abschluss | 47,9 % |
Hoch-/Fachhochschulreife | 20,8 % |
Verkäufer/in | |
ohne Hauptschulabschluss | 4,9 % |
Hauptschulabschluss | 48,2 % |
Realschul- oder vergleichbarer Abschluss | 37,7 % |
Hoch-/Fachhochschulreife | 7,6 % |
Im Beruf Kaufmann im Einzelhandel werden recht häufig und gern auch Abiturienten bzw. Hochschulzugangsberechtigte zur Ausbildung eingestellt. Zudem gibt es mit den sog. Abiturientenqualifizierungsgängen besondere Qualifizierungswege, in denen auf dem Weg zum Fortbildungsabschluss Fachwirt für Vertrieb im Einzelhandel) oder Handelsfachwirt auch der Ausbildungsabschluss Kaufmann im Einzelhandel erworben wird. Zudem ist dieser Qualifizierungsgang zumeist verbunden mit dem Erwerb der Ausbildereignung – die erfolgreiche Prüfung nach der Ausbilder-Eignungs-Verordnung (AEVO) vorausgesetzt.
Handel ist Wandel – der Spruch ist zwar alt, trifft es aber immer noch. Mit zunehmender Digitalisierung hat der Wandel in der Arbeitswelt des Handels eine neue Dimension erreicht: Der Online-Handel mit Endverbrauchern – der sog. B2C-E-Commerce – wächst stabil weiter und hat im Non-Food-Bereich zum Teil bereits einen Marktanteil von etwa einem Viertel und mehr erreicht. Beispiele sind die Sortimentskategorien Elektronik und Technik (32 %), Spiel und Sport (29 %) sowie Büro und Co. (24 %).
Von zunehmender Bedeutung sind Kunden, die sowohl Online wie Offline einkaufen. Sie sind kaufkräftiger und erwarten auf allen Einkaufskanälen ein vergleichbares Niveau an Übersichtlichkeit und Service. Die mit digitalen Medien aufgewachsenen Generationen werden bald die Mehrheit der Bevölkerung stellen. Sie nutzen Smartphones und Tablets besonders intensiv und sind ohne digitale Anwendungen nur schwer vom Handel erreichbar. Sie haben andere Bedürfnisse (z. B. Nachhaltigkeit, Convenience), stehen häufig unter Zeitstress und möchten rasch, nahtlos und kanalübergreifend bedient werden.
Auch wenn der Online-Handel weiterwachsen wird: Er wird den stationären Handel nicht als Haupteinkaufsstätte ablösen. Selbst unter den sogenannten „Digital Natives“, den Internetnutzern zwischen 18 und 24 Jahren, sagen 61 % der Befragten, sie würden am liebsten im stationären Handel einkaufen. Dieser Trend wird durch aktuelle Studien zur Arbeitslandschaft der Zukunft – bis etwa 2030 – bestätigt.
Der Handel sieht sich laut einer Studie von PWC/WiFOR über den demografischen Wandel im Jahr 2030 konfrontiert mit einem zu großen Angebot an Hilfskräften. Auf den drei darüber liegenden Qualifikationsebenen der Fachkräfte, der gehobenen Fachkräfte und der akademischen Berufe dagegen kommt es zu relativen Engpässen, die bei 7 % (Fachkräfte), 11 % (akademische Berufe) und 13 % (gehobene Fachkräfte) liegen könnten. Als die quantitativ am stärksten besetzten Engpassberufe des Handels werden von Verkaufskräfte (88.000) und Bürokräfte im Rechnungswesen (34.000) benannt.
Die Autoren der Studie erwarten, dass sich die Zahl der Akademiker im Handel zwischen 2008 und 2030 verdoppeln wird. Allerdings wachse die Nachfrage des Handels nach Akademikern stärker als das Angebot, so dass es in diesem Qualifikationsbereich zum größten relativen Engpass kommen werde. Die Technisierung und Digitalisierung des Handels – stationär wie online – stelle höhere Anforderungen an die Qualifikationen der Mitarbeiter.
Handelsverband Deutschland e.V
Zentralstelle für Berufsbildung im Handel
✉ Beitrag per Email versenden