Ein FSJ in Ghana Folge 33: Mode

Ein FSJ in Ghana Folge 33: Mode

Hier seht ihr mich in dem ersten Kleid, das ich in Ghana schneidern ließ.

First Hand

Bunte Stoffe und prächtige Kleider prägen für viele das Bild „Afrikas“. Tatsächlich werden die gebatikten Stoffe inzwischen jedoch größtenteils im Ausland bedruckt und dann importiert. Die durch Tier- und Naturbilder inspirierten Muster tragen häufig keine tiefere Bedeutung oder sie geriet durch die kontinentale Verbreitung in Vergessenheit. Bei einem Aufenthalt in Ghana ist es jedoch wichtig zu wissen, dass schwarz-rote Stoffe ausschließlich für Beerdigungen reserviert sind und diese je nach Farbgewichtung den Bekanntschaftsgrad zur verstorbenen Person anzeigen. 

Überall in der Stadt verkaufen Händler*innen ihre Stoffe als Meterware – zwei Yard reichen für ein Hemd oder eine Hose, für ein Kleid braucht man entsprechend mindestens vier Yard. Dafür muss man die Meterware aber erst in einen der geschäftigen Läden bringen, in denen Schneider*innen an Singer-Nähmaschinen ihrem Handwerk nachgehen. Unter professioneller Beratung kann man sich dort im ausliegenden Musterkatalog, oder mithilfe von Internetbildern einen schönen Schnitt aussuchen und kunstvolle Applikationen wie Bordüren, Stickereien oder Einnahten hinzufügen. Anschließend nimmt der oder die Schneider*in eine Handvoll Maße und bereits nach wenigen Tagen kann man zum Anprobieren und Abholen wiederkommen. 

Der lokale, handgewebte Fugu-Stoff.

Auch traditionelle Kleidungsstücke werden nach Maß geschneidert, der Stoff wird hingegen handgewebt. Während Südghana für seine Kente-Webkunst berühmt ist, dominieren im Norden sogenannte Fugu-Stoffe: In beiden Fällen werden schmale Stoffstreifen von Hand gewebt und anschließend miteinander zu einem flächigen Stoff vernäht. Näher*innen schneidern die schlichteren Fugu-Stoffe anschließend von Hand zu Smocks, Kopfbedeckungen oder Kleidern, welche insbesondere zu feierlichen Anlässen getragen werden.

Second Hand

Immer mehr und insbesondere junge Menschen präferieren jedoch die „englische“ beziehungsweise westliche Kleidung. Auch wenn nicht alle angebotenen Hosen, T-Shirts und Kleider Second Hand sind, häufen sich in der Innenstadt doch bergeweise aussortierte Kleidung aus Europa – darunter auch viele mit deutschem Aufdruck von Sportvereinen, Junggesell*innenabschieden etc. 

Diese sogenannten „Fosse“ sind preiswerte Schnäppchen für umgerechnet ein paar Euro und ruinieren zunehmend das inländische Handwerk der Schneiderei. In Ghana sind daher insbesondere Mitarbeitende in der Verwaltung und Öffentlichkeit dazu aufgefordert, freitags geschneiderte Stoffe zu tragen. 

Uniformität

Beginnend im Kindergartenalter tragen Schüler*innen in Ghana eine geschneiderte Uniform – jede Schule gibt dabei die Kombination vor und entscheidet sich häufig für die Farbgebung „Bread and Tea“ (orange und braun). Die Schule kann man am Wappen erkennen, welches auf der Brust aufgenäht ist und zusammen mit dem Stoff direkt bei der Institution gekauft wird. 

Doch auch über den schulischen Kontext hinaus gilt oft ein gewisser Dresscode: Anlässlich einer Hochzeit können Gäste im Vorhinein einen Stoff erwerben, welches das Hochzeitspaar selbst ausgewählt hat. Dieses Muster findet sich dann während der Hochzeit in allerlei Kleidungsstücken und in vielfältigen Ausführungen wieder. Ein weiteres Beispiel sind Kirchen, Schulen und andere Institutionen, die zu Jubiläumsfeiern häufig sogar einen eigenen Stoff entwerfen. Aber auch unabhängig von Festlichkeiten kaufen Bekannte gerne gleiche Kleidungsstücke als ein Zeichen der Vertrautheit. 

Kleider machen Leute

Eine Nachahmnung der Marke „Bottega Venate“.

Egal ob geschneidert oder gekauft, in Ghana wird viel Wert auf die Sauberkeit und Unversehrtheit der Kleidungsstücke gelegt. Selbst Hosen werden in der Regel nicht öfter als einmal getragen, bevor sie in die Wäsche kommen; ausgeblichene oder löchrige Teile werden sofort entsorgt. Weiße Kleidung gilt als besonders edel, was vor dem staubigen Hintergrund nicht allzu überraschend ist. Im Sinne der Fast Fashion kaufen viele Menschen regelmäßig Stücke und reichen die älteren an Bekannte weiter. Besonders beliebt sind dabei Markenklamotten, wobei dabei in den seltensten Fällen Originale verkauft werden und man durchaus „Marken“ wie „Vercage“ oder „Abibas“ findet. 

Meiner Meinung nach ist das der Fall, weil das äußerliche Aussehen gesellschaftlich eng mit finanziellen Mitteln – und somit auch der persönlichen Würde – verbunden ist. Ein gepflegtes Äußeres wird insbesondere dann wichtig, wenn nicht allzu viel Geld zu Verfügung steht und der Konsum dabei hilft, sich alternativ zur Armut zu definieren.

Besonders auffallend empfinde ich die Gepflegtheit in Bezug auf Schuhe. Während es in Deutschland teilweise sogar Trend ist, ausgelaufene Sneaker zu tragen, wasche ich hier meine Schuhe beinahe wöchentlich. Auffallend ist aber insbesondere die riesige Auswahl an „Slippern“: Bei den Sandalen gilt, je mehr Marken, Glitzer und Applikationen, desto besser!

Mit der Hand waschen

In den meisten ghanaischen Haushalten wird die Wäsche mit der Hand gewaschen – Waschmaschinen gelten als teuer, stromintensiv und ineffektiv in der Säuberung. Diese Methode ist zwar zeit- und energieaufwändiger, andererseits aber eine sehr nützliche Grundlage und eigentlich auch gar nicht schwer. Du brauchst lediglich eine große Waschschüssel, einen zweiten Eimer und feste Seife. Ich wasche am liebsten T-Shirts und gehe dabei folgendermaßen vor: Ich tunke das Oberteil auf rechts gedreht in die mit Wasser gefüllte Waschschüssel. Dann lege ich die Halsöffnung flach auf meine linke Handfläche und seife großzügig ein. Anschließend reibe ich den Stoff mit ausreichend Wasser zwischen den Handballen – allerdings nicht über die Knöchel, da das zu offenen Stellen führen kann. Das Ganze wird dann entlang der Ärmel, unter den Armen und generell überall, wo es dreckig sein kann, wiederholt. Abschließend großflächig einseifen und das gesamte Oberteil ausdrücken. 

Im zweiten Eimer wird das noch seifige Kleidungsstück mit frischem Wasser ausgewaschen, bevor es ausgewrungen, auf links gedreht und aufgehängt wird. Um den Stoff beim Auswringen zu schonen, halte ich die Daumen übrigens entgegengesetzt. 

Hoffentlich sind meine Ausführungen plausibel und helfen euch auf der nächsten Reise, oder wenn mal ein Fleck in der Waschmaschine nicht rausgeht!

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