Keiner mag Sie? Der Absagen-Survival-Guide

Keiner mag Sie? Der Absagen-Survival-Guide

Da haben Sie viel Zeit und Mühe in Ihre Bewerbungsunterlagen gesteckt, genau geprüft, ob das Unternehmen für Sie in Frage kommt, das Anschreiben ist natürlich exakt auf den angestrebten Ausbildungsplatz abgestimmt und dann das: Eine Absage – was nun?

Ganz wichtig: Kopf hoch! Eine oder mehrere Absagen sind heutzutage die Regel – aber das muss gar nicht an Ihnen liegen. Liest man sich die Absage nach dem ersten Frust genauer durch, fällt schnell auf, dass eigentlich nichts drinsteht. Ein paar Floskeln, gute Wünsche für das weitere Berufsleben und das war’s – nicht gerade hilfreich. Kann sich die Personal- oder Ausbildungsabteilung nicht etwas mehr Mühe geben? Eine individuelle Bewerbung verdient doch eine individuelle Absage, oder nicht? Grundsätzlich haben Sie Recht – aber das AGG steht dem (vermeintlich) im Weg. Das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) trat 2006 in Kraft – als Gesetz gegen die Diskriminierung sollte es verhindern, dass Bewerber/Innen z.B. wegen ihrer Hautfarbe, ihrer Religion oder Ihres Geschlechts oder Alters pauschal, also ohne weitergehende Beurteilung nicht berücksichtigt werden. Aus Angst, verklagt zu werden, nennen Unternehmen seitdem mit Bezug auf das AGG häufig überhaupt keine Gründe mehr für eine Absage. Die Chance, direkt aus Fehlern zu lernen, weil die Bewerbungsmappe vielleicht doch Mängel hatte oder die Qualifikation einfach nicht ausreicht, besteht also nicht mehr. Natürlich können Sie nach einer Absage schriftlich oder telefonisch nach den Gründen forschen – Erfolg werden Sie allerdings kaum haben. Ein Rechtsanspruch auf Offenlegung der Gründe für die Absage besteht übrigens auch nicht.

Und jetzt?

Also ab damit in die Mülltonne? Im Prinzip ja – aber: Schauen Sie sich Ihre Unterlagen noch einmal besonders kritisch an. Keine Fehler erkennbar? Überzeugendes Anschreiben? Vollständige und saubere Mappe mit vernünftigem Foto? Wurde Ihnen bereits vor einem persönlichen Vorstellungsgespräch abgesagt, bedeutet dies in der Regel: Entweder, Sie erfüllen die geforderte Qualifikation nicht – Schulabschluss, Prüfungsfächer, Noten usw. Oder das Unternehmen ist der Meinung, dass Sie einfach nicht „passen“. Klingt platt, ist aber enorm wichtig: Unternehmen suchen in der Regel nämlich nicht die besten Bewerber/Innen aus, sondern diejenigen, die (vermeintlich) am besten zum Unternehmen passen! Und das ist ein Riesenunterschied: Wer eine Absage bekommt, ist nämlich nicht automatisch schlechter, sondern nur anders als die Konkurrenz. Dazu kommt: In Personalabteilungen arbeiten auch nur Menschen. Natürlich ist der Auswahlprozess in der Regel strukturiert – trotzdem kommt es natürlich vor, dass eine Bewerbung „durch den Rost fällt“. Letztendlich ist die Auswahl immer auch subjektiv – niemand kann immer allen gefallen.

Häufen sich die Absagen, sollten Sie allerdings, z.B. mit Hilfe der Berufsberater der Arbeitsagentur, Ihren Berufswunsch prüfen – nur weil viele Freunde und Klassenkameraden die gleiche Ausbildung anstreben, muss das nicht auch für Sie die erste Wahl sein. Im Gegenteil: Wenn schon 5 Klassenkameraden in den gleichen Job drängen, was meinen Sie, wie groß die Konkurrenz insgesamt ist?

Nicht viel anders verhält es sich, wenn Ihnen erst nach einem Vorstellungsgespräch oder einem Assessment-Center abgesagt wird: Entweder, andere Bewerber waren einfach besser – das passiert im Leben und lässt sich nicht ändern. Viel wahrscheinlicher: Andere Bewerber haben besser oder anders überzeugt. Auch hier gilt: Damit müssen Sie leben. Aber Sie müssen nicht resignieren – eine Absage sagt nichts über Sie als Person, Ihren Charakter, Ihre menschlichen Stärken und Schwächen aus. Auch die Gründe für eine Absage nach dem Vorstellungsgespräch wird man Ihnen nicht mitteilen. Versuchen Sie, sich noch einmal genau an das Gespräch zu erinnern: Wie war die Atmosphäre insgesamt? Waren Ihnen der oder die Gesprächspartner sofort sympathisch oder nicht? Waren Ihnen bestimmte Fragen unangenehm oder wurden sie überrascht und hatten nicht gleich eine Antwort parat? Das können Indikatoren für die Absage sein – müssen es aber nicht.

Rückt der traditionelle Ausbildungsbeginn August/September mit Riesenschritten näher und Sie haben zwar einen ganzen Stapel Absagen, aber nicht einen einzigen Termin für eine persönliche Vorstellung in Aussicht, hilft nur eines: Blick nach vorn! Jetzt ist es spätestens Zeit, sich zügig Gedanken über eine Alternative zu machen – Stichwort Freiwilliges Soziale Jahr, Stichwort Praktikum, Stichwort Berufsvorbereitendes Jahr, Stichwort Auslandsaufenthalt, Stichwort Einstiegsqualifizierung. Auch hier helfen die Berater der Agentur für Arbeit. Denn ein „vergammeltes“ Jahr im Lebenslauf verbessert Ihre Chancen auf einen Ausbildungsplatz im nächsten Jahr auf keinen Fall. Achtung: Das „Jobben“ in der Kneipe, im Getränkemarkt oder wo auch immer bringt zwar Geld in die Kasse, kann aber im Vergleich mit den o.a. Alternativen nur die schlechtere Wahl sein – damit überzeugen Sie nämlich keinen Personaler bei der Bewerbung im nächsten Jahr. Noch schlechter ist nur, gar nichts zu tun.

Der Absagen-Survival-Guide:

  • Absagen sind das Normalste der Welt – suchen Sie in Ihrem Umfeld mal jemand, der noch keine Absage bekommen hat.
  • Absagen sind nicht persönlich gemeint- ein kurzer Blick in Ihre Mappe reicht manchmal schon. Das ist unfair, aber nicht zu ändern.
  • Absagen sagen nichts über Ihre Person aus – schließlich kennt das Unternehmen Sie ja gar nicht.
  • Absagen sagen nicht immer etwas über Ihre Qualifikation aus – Unternehmen suchen die am besten Passenden, nicht die besten Bewerber.
  • Selbstkritik hilft: Passt mein Berufswunsch? Waren die Bewerbung und das Vorstellungsgespräch wirklich überzeugend?
  • Selbstzweifel sind aber nicht angebracht – kein Grund, den Kopf in den Sand zu stecken!
  • Wenn die Absagen sich häufen: Rechtzeitig Alternativen prüfen – ein Jahr lässt sich auch ohne Ausbildung sinnvoll oder weniger sinnvoll nutzen.

Kleiner Tipp fürs Ego:

Ist das wirklich die Firma, in der Sie unbedingt arbeiten wollen? Immerhin haben die Ihnen abgesagt. Ohne überhaupt zu wissen, was Ihnen jetzt entgeht…

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