Ein FSJ in Ghana Folge 3: Vorbereitung – Part II

Ein FSJ in Ghana Folge 3: Vorbereitung – Part II

Der Zeitplan für unser zweites Vorbereitungsseminar war ziemlich voll, aber die Themen dafür umso interessanter.

Weil es im letzten Beitrag so viel um die organisatorische Seite der Vorbereitungsseminare ging, stehen heute der gesellschaftliche, der persönliche und der spaßige Teil meiner Vorbereitung mehr im Vordergrund.

Entwicklungspolitischer Lerndienst

Beim weltwärts-Programm handelt es sich um einen entwicklungspolitischen Freiwilligendienst des Bundes. Ein Ziel ist es deshalb, den Freiwilligen ein grundlegendes Verständnis für globale Zusammenhänge zu vermitteln. Dieses Verständnis soll dann bestenfalls auch über den Auslandsaufenthalt hinaus genutzt werden, um sich für (globale) Gerechtigkeit und die sogenannten Sustainable Development Goals der Vereinten Nationen einzusetzen.

In meinen insgesamt 15 Tagen Vorbereitungsseminar haben wir deshalb ganz unterschiedliche Themen besprochen: Prinzipiell ging es viel um Zusammenhänge zwischen Privilegien und struktureller Diskriminierung, zwischen Globalem Norden und Globalem Süden. An dieser Stelle werde ich leider nur grob skizzieren können, was wir alles besprochen haben – für mehr reicht der Platz heute nicht. Aber da ich im Laufe meines Freiwilligendienstes sicherlich häufiger mit diesen Themen konfrontiert werde, berichte ich dann an geeigneter Stelle noch einmal ausführlicher.

Das Prinzip gesellschaftlicher Privilegien ist grundsätzlich, dass Personen und Personengruppen aufgrund unveränderlicher äußerlicher Merkmale (wie Geschlecht, race, sexueller Orientierung oder körperlicher Beeinträchtigung) unterschiedlich viel Macht besitzen. Entlang dieser Machtgefälle werden Menschen dann bevorzugt oder eben benachteiligt.

Nachdem wir es endlich geschafft hatten, das Lagerfeuer mit Tampons anzuzünden, gab es Bier und später auch Gitarrenmusik.

Ein Ziel des weltwärts-Freiwilligendienstes ist es, sich eigener Privilegien bewusst zu werden. Dazu zählt beispielsweise, dass ich weiß gelesen werde. Nur wenn mir meine Privilegien als Weiße bewusst sind, kann ich rassistische Strukturen erkennen und bestenfalls nicht reproduzieren. Dafür war beim Vorbereitungsseminar ein Antirassismus-Tag mit einem externen Referenten eingeplant. Daneben war auch die Vielfalt sexueller Identitäten sowie die Lebensrealität von Menschen mit Behinderung/ Beeinträchtigung Thema. Da meine Entsendeorganisation bezev auch inklusiv versendet, legt der Verein hier einen speziellen Fokus drauf. Ich persönlich bin jedenfalls sehr dankbar, durch die Einheiten sowie direkten Kontakt und Gespräche neue Perspektiven kennenlernen zu haben.

Zusätzlich dazu, sich eigener Privilegien bewusst zu werden, möchte weltwärts beleuchten, wie Formen der Diskriminierung mit globalen Machtgefällen zusammenfallen. Im Rahmen des Seminars gingen wir daher auch folgenden Fragen nach: Welchen ökologischen Fußabdruck hat unser westlicher Lebensstil? Wie sehen die wirtschaftlichen Zusammenhänge aus, und wie können einseitige Abhängigkeiten vermieden werden? Wie prägt unsere westliche Sozialisierung unseren Blick auf die Welt?

Alles drum herum

Beweisfoto vom leckeren Essen: hier mein mitternächtliches Date mit der Kürbissuppe.

Insgesamt waren die Einheiten immer sehr interessant und kurzweilig gestaltet und es war kein stupides Herumsitzen wie in der Schule, sondern ich konnte viele neue Methoden (z.B. Planspiele) kennenlernen. Aber auch außerhalb der Einheiten hatten wir viel Freizeit; einerseits, um die Inhalte zu verarbeiten, andererseits aber auch, um uns gegenseitig kennenzulernen. Dafür haben wir zum einen kleine Exkursionen gemacht und waren im Gruga-Park in Essen. Aber auch in der Herberge, die wir quasi für uns alleine hatten, konnten wir eine coole Zeit verbringen: an zwei Abenden hatten wir keinen Regen, da haben wir dann ein Lagerfeuer gemacht. Ansonsten waren wir entweder mit H2O – Plötzlich Meerjungfrau oder dem wirklich, wirklich guten (veganen) Essen beschäftigt.

Am Ende waren wir uns dann wirklich alle sehr nahe, und es war ein komisches Gefühl, nach so viel gemeinsamer Zeit abzureisen.

Wieder zuhause

Neben den Vorbereitungsseminaren gibt es natürlich auch für mich persönlich noch ganz viel zu tun. In den letzten Tagen war ich in einigen Läden, um mich mit angemessener Kleidung und Schuhen auszustatten. Am Samstag habe ich dann einiges an Zeit und Geld im dm und Edeka verbraucht, um mich da ordentlich einzudecken: Die Schwierigkeit hierbei ist, haltbare Produkte mit wenig Volumen und Gewicht zu finden, die dann bestenfalls auch noch für ein Jahr reichen… Naja, als Lösung wurde mir Tütensuppe empfohlen (: Einige Dinge fehlen mir leider immer noch, die werde ich dann in den Tagen vor der Abreise noch besorgen. Insgesamt mag ich Packen leider so gar nicht, aber zum Glück kann ich mich an den Packlisten von zwei (deutlich organsierteren) Freund*innen orientieren.

So sieht mein Einkauf bei dm aus – es ist schon komisch, für ein ganzes Jahr zu planen.

Daneben versuche ich mich auch schon einmal ein bisschen auf das Leben da einzustellen: vor einem halben Jahr las ich mehrere sehr interessante Bücher, darunter auch Literatur der ghanaischen Schriftstellerin Amma Darko. Außerdem fand ich vor ein paar Wochen eine App, mit der ich ein paar Wörter der Sprache Dagbani lernen kann – zum Beispiel das Wort „Amaraaba“, was so viel wie „Willkommen“ heißt.

Und dann muss ich mich natürlich noch von allen verabschieden. Dazu habe ich im Juli schon meinen Geburtstag relativ groß gefeiert, am Wochenende hatte ich dann noch einmal die Möglichkeit, ein paar Freund*innen zu sehen. Vor der Ausreise selbst werde ich aber meine Kontakte reduzieren, um die Wahrscheinlichkeit für eine Corona-Infektion zu verringern.

Insbesondere die Abschiede machen es mir deutlich, dass es so langsam ernst wird… Das ist irgendwie ganz komisch, weil ich mich einerseits schon so lange auf den Freiwilligendienst freue und echt gespannt bin, wenn es jetzt losgeht. Andererseits finde ich aktuell nicht wirklich die Zeit, mich mental auf die Abreise vorzubereiten, alles wirkt noch so fern. Wahrscheinlich realisiere ich es das erste Mal ansatzweise, wenn ich dann in zwei Wochen im Flieger sitze – ich erzähle euch dann im nächsten Blogeintrag davon. Bis dann!

Meine Partner:

weltwärts      bezev e.V.     Norsaac

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