Ingenieur oder Influencer? Medizin oder Medien? Lebensmittelfachverkäufer oder Lifestyle-Blogger? Wie finde ich den richtigen Beruf für mich? Was liegt mir und was interessiert mich? Und was nicht? Wer hilft mir bei der Orientierung?
Manche wissen von vorne herein, was sie machen wollen – andere nicht. Die Entscheidung über die richtige Berufswahl ist nicht immer einfach. Die Hauptsache ist auf jeden Fall, überhaupt erst einmal anzufangen. Eine duale Ausbildung ist immer ein guter Start und man kann sich von da aus weiterbilden. Auch beim Studium kann es sein, dass man nach ein, zwei Semestern feststellt, dass die Wahl nicht ganz die richtige war. Um möglichst gut einzuschätzen, wo die eigenen Interessen und Stärken liegen, hier ein paar Tipps.
Am Beginn der Überlegungen über den zukünftigen Beruf steht häufig die Frage „Was interessiert mich?“. Das ist grundsätzlich nicht falsch, allerdings sollten Sie dieses Thema etwas umfassender angehen. Hilfreich ist es, einmal eine Art „Datenblatt“ von sich selbst anzulegen. Also eine ehrliche (!) Übersicht der eigenen Stärken und Schwächen, Vorlieben und Abneigungen. Hierbei geht es nicht um die der schulischen Leistungen, als vielmehr um eine Art persönlicher Beschreibung.
Also: Mache ich lieber etwas mit den Händen, mit Materialien und Werkzeug? Oder sitze ich lieber vor dem PC? Faszinieren mich Technik oder Maschinen ganz allgemein? Gehe ich gern mit Menschen um? Kann ich andere gut überzeugen oder sogar begeistern? Mache ich gerne etwas in der Gruppe/im Team? Oder beschäftige ich mich lieber allein? Bin ich eher analytisch veranlagt und löse Probleme nach gründlicher Überlegung? Oder entscheide ich eher schnell und aus dem Bauch heraus? Habe ich gern Abwechslung und ständig etwas Neues? Oder fühle ich mich wohler, wenn ich mich auf bestimmte Regeln und Abläufe verlassen kann? Prüfen Sie sich selbst kritisch: In welchen Situationen fühlen Sie sich wohl? In welchen eher nicht? Welche Aufgaben übernehmen Sie freiwillig und wovor drücken Sie sich?
Wichtige Informationen kann Ihre Freizeit liefern: Was machen Sie gern? Sind Sie ständig mit Freunden unterwegs oder kennen Sie eigentlich nur die Playstation so richtig gut? Sind Sie in einem Verein? Schachspieler oder American Football? Welche Hobbies haben Sie? Was gefällt Ihnen an Ihren Hobbies besonders? Achtung: Es geht bei dieser Analyse nicht um Wünsche, Träume oder Idealvorstellungen, sondern um eine möglichst realistische Einschätzung Ihrer Person. Und es geht auch nicht darum, wie „gut“ oder „schlecht“ Sie sind – am Ende dieser Betrachtung sollte also keine positive oder negative Bilanz stehen nach dem Motto „Es gibt viel mehr, was ich nicht kann oder was mich nicht interessiert“.
Zu diesem frühen Zeitpunkt sollten Sie möglichst auch noch nicht an bestimmte Berufe denken, die Sie interessieren oder die im Freundeskreis gerade angesagt sind. Und auch die schulischen Leistungen oder der (angestrebte) Abschluss sollte (noch) kein Ausschlusskriterium oder eine gedankliche Bremse sein.
Und denken Sie (einmal) nicht ans Geld, also die Verdienstmöglichkeiten! Schon gar kein Kriterium sollte eine möglichst hohe Ausbildungsvergütung sein – die maximal 3 Jahre als Azubi gehen relativ schnell vorüber. Wie sich die Gehälter einzelner Berufsbilder entwickeln, lässt sich nicht wirklich verlässlich prognostizieren. Selbst ein extrem gutes Gehalt verliert schnell seinen Reiz, wenn es in einem Job verdient wird, der Ihnen nicht liegt oder den Sie nicht mögen – Lohn ist kein Schmerzensgeld. Natürlich verdient ein Bankkaufmann, zumal mit Studium (die finanziell knappe Studienzeit wird nach dem Abschluss durch höhere Einstiegsgehälter in der Regel wieder ausgeglichen), mehr als ein Landschaftsgärtner. Nach 5 oder 10 Jahren Berufserfahrung werden aber mehr Landschaftsgärtner eine eigene Gärtnerei besitzen als Bankkaufleute eine eigene Bank – raten Sie einmal, wer dann die besseren Einkommensmöglichkeiten hat.
Als nächsten Schritt lassen Sie diese Selbsteinschätzung von jemand überprüfen. Das kann ein guter Freund/eine gute Freundin sein, die Eltern, ein Lehrer des Vertrauens oder der Trainer im Sportverein – eben jemand, der Sie gut kennt und halbwegs ehrlich zu Ihnen ist. Stellen Sie aber nicht die Frage „Ich möchte Arzt werden – glaubst Du, ich kann das?“. Sprechen Sie darüber, ob Ihr Bild von sich selbst stimmt oder ob andere Sie vielleicht anders wahrnehmen. Bitten Sie um eine Einschätzung Ihrer Person nach ähnlichen Kriterien, aber nicht um die gleichen Antworten.
Und streiten Sie nicht – es gibt bei diesem Thema kein richtig oder falsch! Nehmen Sie einen anderen Eindruck oder ergänzende Hinweis als nützliche Hilfe, nicht als Kritik an Ihrer Person an! Und sprechen Sie nicht nur mit einer Person über dieses Thema – je mehr Urteile Sie bekommen, umso besser. Stimmt danach Ihre eigene Einschätzung und das Feedback der anderen einigermaßen überein – Glückwunsch! Offenbar kennen Sie sich recht gut.
Und wenn nicht? Fragen Sie sich kritisch, ob Ihre SELBSTeinschätzung ehrlich war. Oder ob Sie nicht vielleicht doch auf einen bestimmten Eindruck, ein „Ziel“ oder ein Ideal hinauswollten. Und fragen Sie Ihre Gesprächspartner, WARUM abweichende Eindrücke bei ihnen entstanden sind – Ihr für Sie logisches Verhalten in einer bestimmten Situation ist für alle anderen vielleicht völlig unlogisch bzw. wird ganz anders verstanden, als es Ihre Absicht war.
Haben Sie ein einigermaßen zutreffendes Profil von sich erstellt, ist die nächste Frage die nach den dazu „passenden“ Berufen. Spätestens an dieser Stelle kommen naturgemäß Eltern, Freunde usw. ins Spiel. Wichtiger als Fragen nach Gehalt, Arbeitszeit oder Karrieremöglichkeiten sind in jedem Fall Themen wie „Was ist der Schwerpunkt der Tätigkeit?“, „Wie sieht ein typischer Arbeitstag aus?“ und „Was wird als Ergebnis eines Tages/einer Woche/eines Monats erwartet?“.
Nutzen Sie möglichst viele Möglichkeiten, mit anderen über deren Beruf zu sprechen – die (ehrliche) persönliche Auskunft ist durch nichts zu ersetzen! Allerdings werden Sie es kaum schaffen, auf diese Weise einen vollständigen Überblick der für Sie in Frage kommenden Berufe zu erhalten. Und es wäre doch ärgerlich, wenn Sie Ihren Traumberuf nur deswegen verpassen, weil Sie ihn schlichtweg nicht kennen, oder? Also ab zur Beratung durch die Fachleute bei der Agentur für Arbeit.
Ein Informationsangebot (nicht nur) für die erste Orientierungsphase sollten Sie nicht einfach links liegen lassen. Nämlich das Internetangebot und natürlich die Filialen vor Ort der Agentur für Arbeit.
Zu erreichen sind die Agenturen für Arbeit im Internet unter www.arbeitsagentur.de sowie unter der kostenlosen Servicetelefonnummer 0800 / 4 5555 00.
Was kannst und was willst du werden?
Wo und wie kannst du das werden?
Wer bildet dich aus?
Wie bewirbst du dich?
Informationen rund um die Themen Ausbildung und Studium.